Wer war Lucy Maud Montgomery? – Teil 6
Im Winter 1935/36 ziehen Maud und Ewan nach Ewans Pensionierung nach Toronto. Ihr neues Haus nennen sie Journey`s End. Maud ist glücklich, zum ersten Mal in ihrem Leben ein eigenes Haus zu besitzen. Journey`s End liegt in einem ländlichen Vorort von Toronto. Maud hat hier alle neu erfundenen elektrischen Haushaltsgeräte, die ihr die Hausarbeit erleichtern.
Da sie nun in Toronto leben, können Chester und Stuart wieder zuhause wohnen. Chesters Frau ist mit dem Baby zu ihren Eltern zurückgekehrt. Maud ist glücklich, ihre Söhne wieder bei sich zu haben. Außerdem hat sie ihr angelegtes Vermögen in den Hauskauf investiert und ist nun auf das angewiesen, was ihr das Schreiben aktuell einbringt.
Nachdem 1934 eine zweite Verfilmung von Anne auf Green Gables erfolgreich in den Kinos gelaufen ist, diesmal ein Tonfilm (dessen Gewinn wieder an den Verlag Page ging), beschließt Maud, ein weiteres Anne-Buch zu schreiben. 1936 erscheint Anne in Windy Willows. Zuvor hat Maud die einzelnen Episoden des Buchs in der Zeitschrift Family Herald als Kurzgeschichten erscheinen lassen.
Maud erhält 1936 den Orden des Britischen Königreichs und wird in die Künstlerische und literarische Gesellschaft Frankreichs aufgenommen.
Im Herbst 1936 werden Teile Prince Edwards Islands zum Nationalpark erklärt, einschließlich Cavendish und aller „Anne-Stätten“. Mauds Reaktion schwankt zwischen Stolz und Befürchtungen, welche Auswirkungen das auf die Lebensumstände der Bewohner dieser Häuser haben wird.
1937 wird das zweite Kind Chesters, der Sohn Cameron, geboren, nachdem Luella zu ihm zurückgekehrt ist. Allerdings wird seine Ehe immer schwieriger, da er gleichzeitig eine Geliebte in Toronto hat. Maud versucht, Chesters Ehe um der Kinder willen zu retten.
Maud beginnt ein neues Buch, Jane of Lantern Hill. Sie schreibt es aus Liebe zu der Geschichte und ihrer kleinen Heldin.
Im Januar 1937 stirbt Mauds geliebter Kater Lucky. Sie vermisst ihn in allen Kleinigkeiten des Alltagslebens und schreibt an George MacMillan, nur der Tod ihrer Cousine Frede habe ihr jemals eine solche Einsamkeit gebracht.
Im März 1937 beginnt Maud mit den Vorarbeiten zu Anne in Ingleside. Aber erst im Setember 1938 beginnt sie mit dem Schreiben. In dieser Zwischenzeit schreibt sich auch weder Tagebuch noch Briefe, wie zu allen Zeiten ihres Lebens, die zu schrecklich waren, als dass sie es über sich gebracht hätte, etwas darüber zu Papier zu bringen. Ewan scheint in dieser Zeit endgültig den verstand zu verlieren. Das Zusammenleben mit ihm wird für Maud immer deprimierenden.
Dennoch beendet sie Anne in Ingleside im Dezember 1938. Es ist ihr letztes Buch. Zwar hat sie Pläne für eine Fortsetzung von Jane of Lantern Hill, die aber nicht über Notizen hinausgehen.
Mauds Sorgen kreisen mehr und mehr um den zweiten Weltkrieg. Zwar wird Chester wegen Kurzsichtigkeit vom Militär ausgemustert und Stuart wegen seiner Ausbildung zurückgestellt, aber Maud erinnert sich zu gut an die Ereignisse des ersten Weltkriegs, als das ihr irgendetwas Beruhigung gewesen wäre.
1941 schreibt Maud ihren letzten Brief an George MacMillan, in dem sie ihm sagt, dass ihr Leben wesentlich unglücklicher verlaufen ist, als sie es ihn in ihrer vierzigjährigen Korrespondenz wissen ließ.
Maud stirbt am 24. April 1942 und wird auf dem Friedhof in Cavendish beigesetzt.