Pädagogik

Die Sprache der Pfadfinder und der deutschen Jugendbewegung

Im Herbst 2013 trafen sich 3500 Menschen aller Altersstufen im Oktober auf dem Hohen Meissner in Nordhessen, um mit einem viertägigen Zeltlager das 100. Jubiläum des Festes der Freideutschen Jugend zu feiern. Sie nennen sich Bündische, Wandervögel, Jugendbewegte und Pfadfinder, je nachdem, welcher Untergruppierung sie sich zugehörig fühlen. Sie tragen Kluften und Juschas, sie schlafen in Kohten und Jurten, um zunächst einige ihrer Vokabeln zu nennen.

Genau genommen sind es zwei Bewegungen, die sich hier auf dem Hohen Meissner treffen: Die Pfadfinder, die Teil des internationalen Scout movements sind,  und die Jugendbewegung, die ein rein deutsches Phänomen ist. Beide Bewegungen haben sich in Deutschland seit etwas mehr als hundert Jahren teils gegenseitig beeinflusst, teils vermischt.

Beiden Bewegungen ist gemeinsam, dass das Schaffen einer eigenen Kultur und damit auch einer eigenen Sprache von Anfang an dazugehörte und bis heute betrieben geschieht.

Die Pfadfinderbewegung begann mit einem Buch: 1907 veröffentlichte der Brite Robert Baden-Powell das Werk „Scouting for Boys“, in dem er eine neue Erziehungsidee für Jungen darstellte. Baden-Powell war ein berühmter General aus dem Burenkrieg, der zuvor in Indien für die Ausbildung der Kundschafter der britischen Armee zuständig war. Nach seinem Ausscheiden aus dem Militärdienst stellte er fest, dass seine in Zeitungsartikeln dargestellten Erfahrungen aus der Kundschafterausbildung großen Anklang bei jugendlichen Lesern gefunden hatten und probierte seine Ideen in einem ersten Versuchszeltlager mit 20 Jungen aller Gesellschaftsschichten auf der südenglischen Insel Brownsea Island aus.

Um danach mit seinem Buch „Scouting for Boys“ den Grundstock zu einer Erziehungsbewegung zu legen, griff Baden-Powell auf die damals fortschrittlichsten pädagogischen Ideen zurück und orientierte sich an der amerikanischen progressive education, vor allem an der von Ernest Thompson Seton in dessen 1906 erschienenen Buch „The Birch-Bark Roll of the Woodcraft Indians“ dargestellten und in dessen Jugendgruppen bereits gelebten Jugendarbeitsmethode.

Seton sieht  die Natur als den idealen Rahmen seiner Jugendarbeit.  Er schuf einen symbolischen Rahmen in der Indianerromantik. Über die Gruppen der Woodcraft Indians sagt er: „Es sind einfache outdoor-clubs. The Indianername und -Stil wurden ihnen gegeben weil sie den Charme von Farbe und Romantik hinzufügen und weil sie so gut passten.“ Seton entwickelte ein System der Persönlichen Weiterentwicklung. Es war ihm sehr wichtig, dass die Jungen nicht im Wettbewerb zueinander standen, sondern jeder an der Verbesserung der eigenen Leistung arbeitete. Zur Anerkennung der Fortschritte der jungen entwickelte Seton ein Badgesystem.

Die Woodcraft Indians arbeiteten in ihren Patrols mit Unterstützung durch Erwachsene. Zu jedem Stamm gehörte  mindestens ein erfahrener Erwachsener, der als „Medizinmann“ bezeichnet wurde und als Lehrer fungierte. Die Woodcraft Indians hatten ein eigenes Gesetz und jedes neue Mitglied legte ein Versprechen ab, sich an dieses Gesetz zu halten. Viele der Bezeichnungen innerhalb Setons Jugendarbeit übernahm er aus indianischen Sprachen.

Als Baden-Powell diese Symbolik für die neu entstehende Pfadfinderbewegung übernahm, drückte er es in der späteren Rückschau so aus: „Hätten wir es als das bezeichnet, was es ist, „Eine Gesellschaft für die Propagierung moralischer Attribute“, hätten die Jungen sich nicht unbedingt gedrängt, mitmachen zu dürfen. Aber es Pfadfinden zu nennen, und ihm die Chance zu geben, ein kleiner Pfadfinder zu werden, war natürlich eine andere Sache“.

Den Namen „The Boy Scouts“ übernahm Baden Powell aus einer von 1900 bis 1906 in der Jugendzeitschrift „The True Blue War Library“ erschienenen Erzählungsserie über einen jungen Kavallerie Offizier.

Diese im englischen Sprachraum entstandenen Bezüge auf die Indianerromantik wurden bei der Übertragung der Pfadfinderidee in den deutschen Sprachraum durch den Kontakt zur Wandervogelbewegung um eine ganz andere Facette erweitert.

Der Wandervogel nahm seinen Anfang 1896 am Gymnasium in Steglitz, an dem der Student Hermann Hofmann Stenographiekurse für Gymnasiasten gab und mit seinen Schülern wochenends Wanderungen in die Mark Brandenburg unternahm. Er nannte sich „Oberhäuptling“, erfahrene Wanderer hießen „Wanderburschen“, Neulinge in der Gruppe „Wanderfüchse“, unter Hofmann gab es bei großen Fahrten weitere Häuptlinge.

1900 gab Hofmann die Führung der Gruppe an Karl Fischer weiter, der sich am Ideal des fahrenden Schülers des Mittelalters orientierte. Er benannte die Wanderer in „Scholaren“ um, die „Häuptlinge“ in „Bachanten“, sich selber nannte er „Oberbachant“.

Wie viele der Begriffe der Wandervögel in selbstgeschriebenen Liedern auftauchen, findet man auch die Scholaren im bis heute in der Szene gesungenen Lied von dem Wandervogel Otto Leis „Die Klampfen erklingen“:

Die Klampfen erklingen, wir wandern und singen

durchs Frankenland zum Rhein.

Die Bocksbeutel winken, sie lassen sich trinken,

weil sie bezahlet sein.

Scholaren auf Reisen, fahrende Leut’,

singen dann fröhlich: hier bleiben wir heut’

Bachanten, in Süddeutschland Pachanten, hat nichts mit dem Gott Bacchus zu tun, sondern ist abgeleitet von der mittelalterlichen Bezeichnung Vaganten für Fahrendes Volk, wie lateinisch vagare, das zielloses Umherstreifen bedeutet.

Die fahrenden Schüler des Mittelalters, wie der Romantiker Joseph von Eichendorff sie in seinen Gedichten und Romanen besang, sind das Idealbild der Wandervögel. Das Motiv der Suche nach der Blauen Blume ist im Verständnis der Wandervögel das Symbol für die Fahrt und das ewig währende Streben, also das Ziel, kein Ziel zu haben. Das spiegelt sich in der oft besungenen Suche nach der Blauen Blume wieder. Als erster verwendete Novalis dieses Symbol in seinem 1800 und 1802 geschriebenen, aber erst posthum veröffentlichten Romanfragment Heinrich von Ofterdingen.

1901 wurde in Steglitz der Verein „Wandervogel–Ausschuss für Schülerfahrten“ gegründet,  dessen Geschäftsführer Karl Fischer wurde, so dass die neue Jugendbewegung eine offizielle Form bekam. Der Name „Wandervogel“ wird zurückgeführt auf eine Inschrift auf einem Grabstein auf dem Friedhof in Dahlem:

Wer hat Euch Wandervögeln

Die Wissenschaft geschenkt,

Daß Ihr auf Land und Meeren

Nie falsch die Flügel lenkt?

Daß ihr die alte Palme

Im Süden wieder wählt,

Daß ihr die alten Linden

Im Norden nicht verfehlt?

Schon 1904 zerbrach der Verein durch interne Streitigkeiten in zwei Vereine und damit nahm die nach dem ersten Weltkrieg als „bündischer Spaltpilz“ bezeichnete und bis heute fortschreitende Zersplitterung der Jugendbewegung in zahllose kleine Organisationen seinen Anfang.

Als nun Alexander Lion    die Pfadfinderarbeit in Deutschland beginnen wollte, hatte er die Idee, dass das doch gut zu den Wandervögeln passen würde. So schreibt er in seiner 1909 erschienenen „Das Pfadfinderbuch“ genannten Übertragung von Baden-Powells „Scouting for Boys“ ins Deutsche im Kapitel „Wie man ein Pfadfinder wird“: „Um ein Pfadfinder (Scout) zu werden, tritt der junge Engländer einer Patrouille bei, die zu einer Jugendorganisation, wie dem Cadet Corps, der Knaben-Brigade oder sonstigem Jugend-Klub gehört. Auch in Deutschland und Österreich-Ungarn haben wir Jugendwehren und Wandervogelvereinigungen, in die sich leicht, ohne ihre Organisation zu ändern, das Pfadfindersystem einfügen ließe.“

In seinem Vorwort schildert er dann, wie es zur Entstehung des Namens Pfadfinder kam: „Daher müssen wir kurz darauf eingehen, warum wir das Wort „Pfadfinder“ als Namen für unsere Jungen gewählt haben. Von Anfang an stellte sich uns die Schwierigkeit entgegen, für das Wort „Scout“ einen deutschen Begriff zu finden. Die wörtliche Übersetzung „Späher, Kundschafter“ war nicht zu brauchen, da sie nur einen kleinen Bruchteil der Tätigkeit widerspiegeln konnte, welche die Ausbildung des Boy-Scout verlangt.

Der Verleger erließ deshalb durch die Zeitschrift des allgemeinen Sprachvereins ein Ausschreiben, in der er um Mitteilung von Verdeutschungsvorschlägen bat. Die Menge der Zuschriften, die daraufhin einlief, bewies auf das Erfreulichste,  wie lebhaftes Interesse der Baden-Powellsche Gedanke erregt hat.  Leider zeigte sich hier von neuem die Schwierigkeit einer passenden Verdeutschung. Enthielt doch auch der Ausdruck Scout nicht ursprünglich seine weitgehende Bedeutung, sondern wurde ihm erst seitens des Generals Baden-Powell beigelegt. Die Ausdrücke „Jungspäher, Spürer, Feldstreifer, Lauerknaben, Renner, Tummler etc.“ gaben nicht ganz das Wesen der Sache wieder. Die Übersetzung Schütz, dessen Wurzel möglicherweise identisch mit dem englischen Worte Scout angenommen wurde, erschien wegen ihrer knappen, bequemen Form besonders geeignet. Doch hinderte die übliche Verwendung des Wortes „Schütz“, die Möglichkeit der Verwechselung mit bestehenden Schützenvereinigungen, die Annahme dieser Verdeutschung.

Der Ausweg, den Versuch einer Übersetzung fallen zu lassen und dafür einen neuen Ausdruck zu schaffen, erschien mir jedoch durchaus gangbar.

Da den Jungen die Tugenden der Ritterlichkeit, Höflichkeit und Nächstenliebe anerzogen werden sollten, so wurde von Herrn Reisse, Kiel, eine Benennung in diesem Sinne vorgeschlagen. Ich wünschte daher den Namen „Jungritter“ als Verdeutschung des Begriffs Scout angenommen zu sehen. Doch rieten mir wohlmeinenden Freund davon ab, in der Befürchtung, dass dem Ausdruck irgendwie ein mittelalterlich-feudaler Gedanke untergeschoben werden könnte.

Ein Erfordernis des Scout ist es nun, dass er überall seinen Weg zu finden weiss. In der Stadt, auf dem Lande, im Gebirge, in Wald und Flur. Er muss also ein „Pfadfinder“ sein. Aber auf diesen engen Gesichtskreis sollte die Bedeutung dieses Wortes nicht beschränkt bleiben, es sollte eine weitere höhere Auslegung erhalten.

All die großen Männer und Forscher, die ihrem Vaterlande und der Menschheit die Fortschritte der Kultur schenkten, die in fremden Ländern unter Entbehrungen und Gefahren der Zivilisation die Pfade bahnten, sie sind es, die wir als Pfadfinder ihres Volkes, als „Scouts of the nation“ im Baden-Powellschen Sinne bezeichnen können. Das Suchen und Finden des richtigen Lebenspfades, des Pfades, der zu Gesundheit und Kraft, zur körperlichen und moralischen Festigung der Jugend führen soll, das soll die Bedeutung des Wortes Pfadfinder sein.“ (Lion, Das Pfadfinderbuch, 1909, S. X – XI)

Während sich in anderen Ländern Pfadfindergruppen bildeten, die den englischen Scoutismus einfach übernahmen und bis heute so arbeiten, schlugen die deutschen Pfadfinder den von Alexander Lion gewählten Sonderweg der Vermischung mit der Wandervogelbewegung ein. Es entstand die „Bündische Jugend“.

Kurz vor dem ersten Weltkrieg hatte die Jugendbewegung einen ihrer Höhepunkte erlebt: Das Fest der Freideutschen Jugend im Oktober 1913 auf dem Hohen Meissner. Das Fest war eigentlich als Gegenveranstaltung zur pompösen Eröffnung des Völkerschlachtdenkmals in Leipzig gedacht, entwickelte sich aber zu einer ersten Manifestation der durch die vielgestaltige kulturelle Betätigung der Jugend entstandenen Jugendkultur mit eigenen Liedern, Theaterstücken und Schriften.

Viele Wandervögel und Pfadfinder fielen im ersten Weltkrieg. Diejenigen, die zurückkehrten, waren desillusioniert, wollten aber einerseits an das anknüpfen, was die Jugendbewegung vor dem Krieg ausgemacht hatte und andererseits einen weiteren Krieg verhindern.

Baden-Powell richtete die Pfadfinderbewegung noch mehr auf Frieden und internationale Verständigung aus und begann mit den bis heute alle vier Jahre stattfindenden World Jamborees der Pfadfinder.

Der Begriff Jamboree wird außerhalb der Pfadfinderbewegung kaum verwendet, innerhalb der Bewegung gilt die Bedeutung ‚Friedliches Treffen aller Stämme‘ und es wird die nicht belegte Legende erzählt, es sei entweder ein indianisches Wort (ohne dass es aber einer Stammessprache zugeordnet würde) oder ein Wort, dass Baden-Powell aus Afrika mitgebracht habe.

Die Bünde in Deutschland hingegen änderten nach der Kriegserfahrung ihr Verständnis der Gruppen. Anstelle der jugendlichen Gruppen der Wandervögel trat ein Verständnis des Bundes als Lebensbund.

So veränderte sich auch die Anwerbung von neuen Mitgliedern.  Während bei den Wandervögeln und Pfadfindern jeder, der mitmachen wollte, Mitglied werden konnte, entstand in den bündischen Gruppen das Keilen. Unter Keilen versteht man das Gewinnen eines neuen Mitglieds für eine Sippe oder einen Bund, meist das Gewinnen von Pimpfen für bündische Gruppen. Dabei spielt es keine Rolle, ob der Gekeilte völlig unbedarft war oder aus einer Gruppierung, der er angehört, herausgekeilt wird.

Letztere Handlung sorgt oft für zwischenmenschliche Spannungen, vor allem, wenn ganze FähnleinSippen oder Großteile einer Gruppe gekeilt werden. So etwas wird dann oftmals als Verrat angesehen. Allerdings ist dies nicht immer ein Hinweis auf eine höhere Qualität des Keilenden, sondern eher darauf, dass der oder die Gekeilten in der neuen Gruppe für sich geeignetere Rahmenbedingungen zu finden glauben.

Dem Keilen geht oft die Frage nach dem „Passt der/die zu uns?“ voraus. Zum Keilen wird der Betroffene meist einfach angesprochen und unverbindlich zu einer Gruppenstunde mitgebracht/eingeladen oder sogar auf einLager Lager mitgenommen. Damit kann das eventuelle neue Mitglied erfahren, worauf es sich einlässt. Stellt sich das als fruchtbar heraus, so findet das neue Mitglied zur Gruppe. Ansonsten bleibt es der vermutlich einzige Besuch.

Es stand  in den bündischen Gruppen nicht mehr die persönliche Weiterentwicklung im Vordergrund, sondern eine Weiterentwicklung der Gesellschaft, auch wenn diese je nach politischer Ausrichtung des jeweiligen Bundes unterschiedlich gesehen wurde, es gab rechtsorientierte wie linksorientierte Bünde und die Zersplitterung der Bewegung schritt weiter fort.

Andererseits gab es in der Zeit der Weimarer Republik auch vereinigende Bewegungen, als sich 1926 die „Deutsche Freischar“ als „Bund der Wandervögel und Pfadfinder“ gründete. Aus ihr ging später auch die „dj.1.11“ mit ihrem Führer Eberhard Koebel genannt tusk hervor. Diese Gruppe wirkte in vielen stilistischen und sprachlichen  Elementen prägend auf die Bewegung als Ganzes:

  • In allen anderen Ländern wird die einheitliche Kleidung der Pfadfinder als Uniform bezeichnet, in Deutschland heißt sie Kluft. Das Wort „Kluft“ ist eine Ableitung vom hebräischen Wort „qellipa“, was Schale oder Rinde bedeutet. Oft wird der Begriff Kluft auch damit erklärt, dass die einheitliche Kleidung die Kluft zwischen arm und reich überbrücke.
  • Tusk war der Erfinder der Juja, der Jungenschaftsjacke, die Wandervögel, Bündische und deutsche Pfadfinder bis heute tragen
  • Er entwickelte auch die Kohte, das typische Zelt der Jugendbewegung und der deutschen Pfadfinder. Die erste Kohte stellte tusk 1928 auf der fränkischen Kollenburg vor und bis heute ist das der lappländischen Kotha nachempfundene aus vier Bahnen bestehende Baumwollzelt, in dem auch Feuer gemacht werden kann, eines der Kennzeichen der deutschen Jugendbewegung.
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Die Bezeichnungen der Gruppenmitglieder in den bündischen Gruppen variieren, am bekanntesten wurde die Bezeichnung Pimpf, die ab ca. 1920 für die jüngsten Mitglieder der Gruppen verwendet wurde.

Nach der Machtergreifung wurden in den Jahren 1934 und 1935 die gesamten  Pfadfindergruppen aufgelöst und teils freiwillig, teils zwangsweise in die Hitlerjugend überführt. 1936 wurden alle dann noch bestehenden Gruppen der bündischen Jugend verboten.

Die Hitlerjugend übernahm in vielem die Formen der Pfadfinder und der Jugendbewegung, die Kleidung, die Begriffe, die Arbeitsformen Lager und Fahrt etc.

Die Verwendung von Kohten und Jurten (die größere Version der Kohte) wurde allerdings 1935 verboten, selbst der Besitz eines Schwarzzeltes war strafbar.

Im Dezember 1945 rief Alexander Lion über Rundfunk alle früheren Pfadfinderführer auf, sich bei ihm zur Neugründung der deutschen Pfadfinder zu melden. Ähnliches geschah auch im Bereich der Wandervögel und Bündischen.

Als besonders schwierig erwies sich im Zuge des Wiederaufbaus der Organisationen der Umgang mit den Begriffen, Liedern und Formen, die von der Hitlerjugend umgedeutet und missbraucht worden waren.

Es gelang allerdings wieder nicht, den Spaltpilz zu überwinden und einen deutschen Pfadfinderverband oder einen Verband der deutschen Jugendbewegung zu gründen. Man behalf sich mit der Gründung von Ringen. Im Nachgang zur Feier des 50-jährigen Jubiläums des Festes der „Freideutschen Jugend“ auf dem Hohen Meissner 1963 wurde 1964 der „Ring junger Bünde“ gegründet, um die Ideen der Jugendbewegung weiterzuführen.  1973 wurde dann der Ring deutscher Pfadfinderverbände (RdP) gegründet, dem fünf der größten Pfadfinderverbände angehören. Allerdings sind es eher die Pfadfindergruppen außerhalb des RdP, die sich weiterhin gemeinsam mit den jungen Bünden der Tradition der Jugendbewegung  verbunden fühlen.

2013 wurde das 100-jährige Jubiläum des Festes auf dem Hohen Meissner gefeiert und es versammelten sich 3.500 Menschen, die sich heute noch als deutsche Jugendbewegung im traditionellen Sinne verstehen.

Man findet sie ebenfalls noch in den zur Zeit in immer mehr Städten entstehenden Überbündischen Singerunden, die sich meist monatlich treffen und das selbstgeschriebene Liedgut der Jugendbewegung singen.

Es finden jährlich an verschiedenen Orten (Hamburg, St. Goar und andere) Singewettstreite statt, auf denen die Gruppen ihr selbstgeschriebenes Liedgut untereinander vorstellen. Hervorzuheben ist aufgrund seines Namens das Beräunertreffen auf der Jugendburg Ludwigstein. Der Begriff Beräuner stammt aus dem Lied „Auf den Höhen der Wildheit“ in dem die Zeile „Geht ein Wind, der sagt, wie man Euch beräunt, seid und Freund, seid und Freund“

Beim Beräunertreffen gilt die Regel, dass nur Lieder zugelassen sind, deren Autor und Komponist beim Treffen im Saal anwesend ist.

Auf diesen Singewettstreiten ist es möglich, die heutige Szene, ihre Lebens- und Umgangsformen und auch ihre Sprache zu live erleben.

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21. August 2020